Folge 1: Die Entführung meines Sohns

Transkript:

Hallo, zuallererst möchte ich mich mal kurz vorstellen: Mein Name ist Dennis, alleinerziehender Vater eines fünfjährigen Sohnes. Nebenbei bin ich voll berufstätig und schmeiße den Haushalt alleine. Wie es dazu gekommen ist und von dem Tag des Kindesentzugs – richtig wäre wohl Kindesentzug – durch die Kindesmutter, möchte ich euch heute erzählen.

Es war Ende Mai 2024. Der Morgen fing ganz normal an. Ich machte mich fertig für die Arbeit. Zu dem Zeitpunkt fuhr ich noch relativ oft ins Büro, mittlerweile arbeite ich fast ausschließlich nur noch aus dem Homeoffice. Ja, mein kleiner Sohn besucht die Kita und hat dort einen Ganztagsplatz. Die Kindesmutter hat an dem Tag das Kind in die Kita gebracht. Ich habe mich morgens noch von ihm verabschiedet. Er war etwas weinerlich, weil von seinem Dreirad-Roller – vorne zwei, hinten ein Rad – das hintere Rad blockiert war. Es war nicht mehr funktionsfähig, das Rad hatte blockiert. Also stieg ich noch mal aus meinem Auto, obwohl ich schon im Begriff war, den Hof zu verlassen, nahm meinen Sohn noch mal in den Arm und versprach ihm, dass ich ihn dann später vom Kindergarten abhole und wir uns gemeinsam die Probleme an dem Dreirad, an diesem Roller, angucken. Gesagt, getan. Der Kleine war etwas getröstet. Die Kindesmutter hat ihn in die Kita gebracht, und ich bin ins Büro gefahren.

Nach ca. zwei Stunden, nachdem ich dort gearbeitet hatte, erhielt ich eine SMS, eine WhatsApp-Nachricht von der Kindesmutter, in der einfach nur stand: „Du brauchst unseren Sohn (auf Namen achte ich, dass ich sie generell nicht nenne, weil die Kindesmutter sehr freizügig mit Anzeigen ist, aber dazu später mehr) heute nicht aus dem Kindergarten abholen. Es ist bereits passiert.“

Natürlich fragte ich dann erstmal per WhatsApp zurück: „Hey, ist irgendwas vorgefallen? Warum hast du den Kleinen schon abgeholt?“ und so weiter, erhielt aber keinerlei Antwort. Kurzerhand rief ich im Kindergarten an und fragte, ob da irgendwas vorgefallen wäre. Die Kindergartenerzieherin berichtete mir nur, nein, dass mein Sohn einfach von der Mutter abgeholt worden sei, mit der Begründung, er hätte heute noch einen Arzttermin. Ich bedankte mich dann kurz für das Telefonat, versuchte dann erneut, die Kindesmutter anzurufen und sie auch per WhatsApp zu erreichen. All das gelang nicht. Irgendwann, nach einem Telefonterror, erhielt ich dann nur eine WhatsApp-Nachricht von ihr: „Fahr erstmal nach Hause, dort ist alles erklärt.“ Daraufhin fragte ich wieder: „Was, was ist denn jetzt überhaupt Sache?“ Ich konnte mit der ganzen Thematik überhaupt nichts anfangen.

Also stieg ich dann natürlich ins Auto und begab mich auf den Heimweg. Ich war, weil ich Ähnliches schon geahnt hatte, natürlich so unter Adrenalin, ich hätte im Prinzip überhaupt kein Auto mehr fahren dürfen, und es ist ein Wunder, dass ich heil daheim angekommen bin. Ich stellte schon draußen fest, dass etwas anders war, machte dann die Haustür auf. Unser gemeinsamer Hund kam mir entgegen, begrüßte mich freudig. Auf den ersten Blick stellte ich fest, dass der ganze Hausstand um die Hälfte reduziert war. Sämtliche Sachen waren weg. Als Erstes rief ich natürlich nach dem Kleinen, nach ihr – keinerlei Antwort, keinerlei Reaktion. Dann bin ich erstmal durch die Wohnung oder durch das Haus gegangen und stellte erschreckend fest, dass ihre Sachen mehr oder weniger komplett weg waren und auch zum großen Teil die Sachen des Kleinen – sämtliche Kleidungsstücke etc., alles weg.

Dann entdeckte ich in der Küche einen Abschiedsbrief. Ich habe ihn leider nicht mehr, sonst hätte ich ihn in Gänze vorgelesen, aber ich erzähle mal so aus der Erinnerung: Sie sprach mich erst an mit „Hi Dennis, ich habe mich dazu entschlossen, dass wir eine vorübergehende Trennung machen. Sie und der Kleine sind erstmal weg. Ich soll mich beruhigen, soll keinen Blödsinn machen, und es wird dann alles gut.“ Noch mal die Betonung auf vorübergehend.

Natürlich habe ich dann erstmal versucht, sie noch mal zu erreichen. Da habe ich dann nur eine Antwort zurückbekommen per WhatsApp: ein Bild von meinem Sohn, wie er offensichtlich auf einem Sitz in einem Zug sitzt und schläft, mit der Unterschrift: „Mach bitte keinen Telefonterror, unser Sohn schläft.“ Ich war außer mir. Ja, auf Anrufe wurde einfach nicht reagiert, auf WhatsApp-Nachrichten auch nicht. Ja, also in dieser Situation war ich aufgeschmissen wie noch nie. Jeder, der das schon mal durchgemacht hat, weiß, wovon ich rede.

Dazu muss man einfach sagen, in den Wochen davor waren bereits Gespräche mit dem Jugendamt geführt worden. Ich bin auf das Jugendamt zugegangen, weil ich eigentlich eine saubere Trennung von meiner damaligen Lebensgefährtin haben wollte. Beziehungsmäßig lief es schon seit ungefähr zwei Jahren nicht mehr, und ja, ich hatte ihr dann auch mehr oder weniger gesagt: „Hey, pass auf, dein Arbeitslosengeld läuft aus. Du musst dich irgendwie an den Kosten beteiligen, ansonsten kannst du hier nicht mehr mitleben. Das kann ich mir nicht leisten.“ Ja, vermutlich auch aufgrund dieser Aussage ist sie dann dazu entschlossen gewesen, Reißaus zu nehmen. Die Geldquelle war ja versiegt.

Kurz nach ihrer Flucht bzw. nach der Entführung – zur Richtigstellung: Rechtlich gesehen ist es ein Kindesentzug, keine Kindesentführung. Ich nenne es trotzdem Kindesentführung, weil es für mich einfach diese Emotionen hat. Noch dazu gesagt: Das ist natürlich keine Rechtsberatung. Wenn ihr in einem ähnlichen Fall seid, sucht euch auf jeden Fall einen Fachanwalt für Familienrecht, der euch dort berät.

Wieder zurück zum Thema: Das Jugendamt, unsere Ansprechpartnerin, habe ich angerufen. Eigentlich hätte innerhalb der nächsten Woche ein gemeinsames Gespräch mit der Kindesmutter und mir stattfinden sollen, um Möglichkeiten zu besprechen, wie man dann einen vernünftigen Schnitt reinkriegt. Dem ist sie dann natürlich zuvorgekommen mit dieser Kindesentziehung. Das Jugendamt war natürlich vollkommen ratlos, wusste auch von nichts Bescheid und konnte allerdings auch nicht wirklich helfen. Man sagte mir zwar zu, dass man das im Team bespricht und auch telefonisch versucht, die Kindesmutter zu erreichen, und sich dann noch mal bei mir meldet. Ja, dort wenig Hilfe bekommen, aber immerhin schon mal eine Anlaufstelle gehabt.

Im nächsten Atemzug habe ich dann die Polizei informiert, weil ich mich immer noch sehr hilflos und verlassen und natürlich in Sorge um das Kind gefühlt habe und auch einfach nicht mehr weiterwusste. Ich habe irgendjemanden gesucht, der mir in dieser für mich in dem Moment aussichtslosen Situation eine Hilfestellung, eine Unterstützung in irgendeiner Art und Weise gibt – aber Pustekuchen.

Nächste Anlaufstelle: Polizei. Der Notdienst, der Notruf, nahm erstmal alles auf, versicherte mir dann auch, dass ich einen Rückruf bekomme bzw. dass man versuchen würde, die Kindesmutter zu erreichen, um irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen. Und da ich auch nicht wirklich wusste, wohin mit meiner Energie, habe ich mir erstmal den Hund geschnappt, bin raus, habe einen guten Freund angerufen und ihm die ganze Situation geschildert. Und ja, natürlich war er auch sprachlos, hat auch direkt angeboten, zu mir zu kommen, konnte allerdings auch gerade an dem Tag nicht. Ja, auf jeden Fall hatte ich erstmal einen gehabt, der mir zumindest seelisch und moralisch zur Seite stand.

Irgendwann später, so ca. eine Stunde später, erhielt ich dann noch mal einen Anruf von der Polizei. Dort erfuhr ich dann das erste Mal, wohin die Kindesmutter unterwegs war. Man muss sich vorstellen, ich lebe mitten in Hessen, die Kindesmutter und das Kind haben bis dato auch mitten in Hessen gelebt, und sie ist mit dem Kind zu ihrer Familie mit dem Zug nach Hamburg zurück. Ich erhielt von der Polizei nur die Info, dass sie auf dem Weg nach Hamburg sei, zu ihren Eltern. Zum Thema geteiltes Sorgerecht (hätte ich vielleicht schon mal ansprechen müssen): Wir haben ein geteiltes Sorgerecht, das wir beim Jugendamt hinterlegt haben, allerdings nicht beim Einwohnermeldeamt. Ich kann jedem empfehlen, dort das gemeinsame Sorgerecht auch bekanntzugeben. Dazu aber ein anderes Mal.

Ja, weiter erzählte die Polizei einfach nur, ja, es sei auch noch eine Streife zu mir unterwegs, die das weitere Anliegen mit mir klärt. Sagte ich: „Okay, wann weiß man denn ungefähr, wann die Streife eintreffen wird, damit ich dann auch sicher zu Hause bin?“ Sagte man mir dann einfach nur: „Ja, die ist in ca. 10 Minuten da.“ Also wartete ich quasi vor der Haustür des verwaisten Hauses auf die Streife, die dann eintraf.

Im Nachgang erfuhr ich, dass die Polizei in dem Fall weder Freund noch Helfer war, sondern dass diese ganze Situation, die sich da zugetragen hatte, ein „Gefährderbesuch“ war. Also sprich, man hat mich nicht besucht oder aufgesucht, um mich in irgendeiner Art und Weise als Opfer zu unterstützen, sondern man hat mich als potenzielle Gefahr ausgemacht und hat deswegen einen „Gefährderbesuch“ abgehalten. Es kamen dann auch direkt zwei Polizisten an, beide in einem absolut arroganten Ton, der war mir schon direkt zuwider. Und es war direkt von Anfang an so eine Behandlung von oben herab durch die beiden Polizisten. Die haben mir letztendlich klargemacht: „Hey, pass auf, halt die Füße still, benimm dich! Jeder Elternteil hat das Recht, vorübergehend mit dem Kind zu verreisen. Das wäre vollkommen im rechtlichen Rahmen, und die Mutter würde gegen kein Gesetz verstoßen.“

Ja, das musste ich dann erstmal so hinnehmen. Ich war natürlich aufgewühlt, hab dann den Polizisten auch nur an den Kopf geworfen: „Hey, wenn ihr nicht hier seid, um mir zu helfen, dann verpisst euch doch einfach!“ Genauso habe ich es gesagt. Ähm, bin im Nachgang auch froh, dass da nicht noch irgendwelche rechtlichen Konsequenzen auf mich zugekommen sind. Aber schön und gut – also auch von da keinerlei Hilfe zu erhalten.

Da habe ich mich natürlich an meinen Rechner gesetzt und habe sämtliche Anwälte für Familienrecht in ganz Mittelhessen angerufen. Das war furchtbar schwer, da überhaupt einen Termin zu bekommen. War dann auch bei zwei Anwälten. Die erste Anwältin... Termine waren dann immer ein paar Tage später, am selben Tag war nirgendwo was zu bekommen. Viele haben direkt von Anfang an gesagt: „Hey, pass auf, das ist ein ziemlich eiliger Fall, da muss schnell was getan werden. Da haben wir momentan einfach die Kapazitäten nicht für. Ich soll doch bitte weitersuchen.“

Ja, also habe ich dann doch mehrere Anwaltskanzleien gefunden, hatte bei der einen zwei Tage später einen Termin. In der Zwischenzeit habe ich keinerlei Feedback weder von der Polizei bekommen noch von der Kindesmutter, hatte überhaupt keinen Kontakt mehr zu meinem Kind. Die Polizei hatte mir ja nahegelegt, auf gar keinen Fall nach Hamburg zu fahren, was natürlich eine sehr sinnvolle Empfehlung war, weil es einfach nur mehr Ärger gegeben hätte.

Das Jugendamt hatte sich zwischenzeitlich auch noch mal zurückgemeldet, am nächsten Tag. Da habe ich dann aber auch nur die Info bekommen, dass dem Jugendamt nichts bekannt gewesen sei, dass sie die Kindesmutter erreicht hätten und die Kindesmutter dem Jugendamt gegenüber auch nur beteuert habe, dass sie eine vorübergehende Auszeit nehme und nach Hamburg fahre. Das Jugendamt informierte mich dann auch oder bat mich dann auch noch mal, zu diesem gemeinsamen Termin zu kommen, der dann eine Woche später wäre und dem die Kindesmutter wohl telefonisch noch mal zugesagt hatte. Ich spoiler jetzt mal: Es ist zwar zu diesem Termin gekommen, aber nur ich war anwesend, die Kindesmutter nicht.

Ja gut, der erste Termin bei der Anwältin verlief dann so, dass die Anwältin mir geraten hat: „Hey, wir schreiben die Kindesmutter erstmal an und drohen generell erst mit rechtlichen Konsequenzen.“ Ich hatte da ein absolut mulmiges Gefühl und war davon auch nicht überzeugt. Ich sagte dann der Anwältin auch nur: „Eh, das Mandat erteile ich hier nicht. Ich muss mir jetzt erstmal noch eine zweite Meinung einholen und würde mich dann noch mal im Laufe des Tages melden.“

Gott sei Dank hatte ich nachmittags noch den zweiten Termin bei einem anderen Anwalt. Da hatte ich dann einen viel besseren Eindruck und ein viel besseres Gefühl. Der sagte gleich zu mir: „Hey, erstmal ist es mir egal, ob du mir das Mandat erteilst oder nicht, aber eins ist ganz klar: Jetzt ist Zeit das Wichtigste. Umso länger das dauert, umso schwieriger wird es. Wir müssen am besten heute noch einen Eilantrag auf Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts stellen.“ Und das war genau das, was ich wollte. Das hat mir aus der Seele gesprochen. Das war endlich, endlich hatte man nach fast drei Tagen Stillstand und Verzweiflung so einen Hoffnungsschimmer, dass man einen kompetenten Anwalt gefunden hat, der gesagt hat: „Wir müssen jetzt handeln, wir müssen jetzt was tun! Wenn wir noch länger warten, haben wir verloren.“ Sehr recht hatte er damit. Das würde ich dann im nächsten Podcast oder in der nächsten Folge erzählen.

Wenn euch das gefallen hat, schaltet wieder ein, lasst ein Like da, eine Bewertung, was auch immer – würde ich mich drüber freuen. Und ja, ansonsten, wie dann der Prozess abläuft, Tipps und Tricks im Umgang mit Anwälten, wie ihr einen richtigen, kompetenten Anwalt findet – dazu dann nächstes Mal.

©Plan-One

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